HC-H2 demonstriert Wasserstoff-Integration in Erkelenz

Wasserstoff ist Zukunftsmusik? Nicht im Rheinischen Revier! Im Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz ist jetzt eine Multi-SOFC-Anlage in Betrieb gegangen. Das Projekt HC-H2 demonstriert gemeinsam mit Partnern bis 2026, wie Wasserstoff sich in ein bestehendes Energiesystem integrieren lässt und bis zu einem Fünftel der Versorgung übernimmt – und das bei stark reduzierten Emissionen.

Weniger Emission, weniger Gasabhängigkeit, mehr Wertschöpfung: Das ermöglicht Wasserstoff perspektivisch am Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus. Künftig kommt der Wasserstoff dort chemisch an die Trägerflüssigkeit LOHC gebunden an. LOHC lässt sich, wie herkömmliche Kraftstoffe, in Tanks transportieren und lagern. Aus dem LOHC herausgelöst wird der Wasserstoff erst vor Ort – so das Konzept des Helmholtz-Clusters Wasserstoff (HC-H2) gemeinsam mit seinen Partnern Robert Bosch GmbH, Hydrogenious LOHC NRW GmbH und dem Krankenhaus. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit 23,6 Millionen Euro.

Der erste Schritt ist getan: Heute ist das Demonstrationsvorhaben Multi-SOFC eröffnet worden. Die Abkürzung steht für Solid Oxide Fuel Cell, eine Brennstoffzellenart. Zehn SOFC-Einheiten sind ab sofort in Betrieb, doch die Integration von Wasserstoff in das Energiesystem des Krankenhauses steigert sich erst allmählich. Die Resilienz der Stromversorgung für die 409-Planbetten-Einrichtung wurzelt im hauseigenen Blockheizkraftwerk. Erdgas betreibt dieses - genau wie anfangs die neue Brennstoffzellenanlage. Noch in diesem Jahr beginnen die Projektpartner dort jedoch mit einer Beimischung von Wasserstoff, zunächst in Gasflaschen bereitgestellt. Schon im kommenden Jahr wird Hydrogenious die LOHC-Infrastruktur installiert haben, sodass diese Technologie dann die Gasflaschen ablöst.

Die Wasserstoffversorgung mithilfe der LOHC-Technologie funktioniert simpel ausgedrückt wie ein Pfandflaschensystem: Der Wasserstoff wird an die Trägerflüssigkeit gebunden transportiert und gelagert. Für das „Dehydrierung" genannte Herauslösen ist Wärme vonnöten. Hierfür nutzt das Projekt bereits vorhandene Abwärme, die sonst verpuffen würde: ein zusätzlicher Synergieeffekt. Während der Wasserstoff für die Stromerzeugung beigemischt wird, fließt die entladene Trägerflüssigkeit in einen zweiten Tank und kehrt zum Wasserstoff-Erzeuger zurück, wo sie sich neu beladen lässt. Dieser Kreislauf soll innerhalb von nur zwei Jahren voll funktionsfähig sein und unter Realbedingungen in dem Akutkrankenhaus auf Herz und Nieren getestet werden. Das ermöglicht Rückschlüsse für Weiterentwicklung und perspektivisch eine Versorgung energieintensiver Gebäude wie diesem ausschließlich mit Wasserstoff.

Gleich mehrere Vorteile vereint dieses innovative Energiesystem künftig dann in Erkelenz: Die CO2-Emissionen sinken mit steigendem Wasserstoff-Anteil, gleichzeitig verbessert sich die Energiebilanz. Auch ist die Nutzung von Abwärme integriert, was insgesamt die Wertschöpfung der genutzten und vorhandenen Ressourcen optimiert. Zusätzlich gewinnen die Projektpartner wichtige Erkenntnisse aus dem Betrieb unter realen Bedingungen, die einer schnellen Skalierung nutzen können. Das alles geschieht in Erkelenz und damit in der Strukturwandelregion Rheinisches Revier. Die Strahlkraft geht aber zweifelsohne deutlich über die Landesgrenzen hinaus in die ganze Welt.